Frauenbüste mit Mosaik
Wohlbefinden

Der Wechsel als Chance

Was macht eigentlich eine Wechseljahre-Beraterin?

Wenn man sich mit Symptomen der Wechseljahre beschäftigt und dazu im Netz recherchiert, gelangt man früher oder später auf die Seite FRAU IM WECHSEL. So ist es mir jedenfalls gegangen. Erstaunt habe ich zur Kenntnis genommen, dass es Frauen gibt, die sich auf eine Wechseljahre-Beratung spezialisiert und in einer bundesweiten Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Da möchte ich mal genauer hinschauen! Ich habe Kontakt aufgenommen zu Ellen Cornely-Peeters, die mir einen interessanten Einblick in ihre Arbeit gewährte. Ellen hat in Gummersbach eine Beratungspraxis für ganzheitliche Frauengesundheit und Prävention.

Liebe Ellen, der Slogan deiner Website heißt „Cha Cha – Chance to change“. Inwiefern begreifst du den Wechsel als Chance?

Ich bin darauf gekommen, da mir während der Weiterbildung klar wurde, wie stark unser Leben von der Aktivität der Hormone geprägt ist. Mit Beginn des Zyklus werden wir „programmiert“ auf umsorgen, behüten, bewahren – sei es als Familienfrau, Karrierefrau oder beides. Es ist die naturgegebene Physiologie der weiblichen Hormone.

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Ellen Cornely-Peeters

Wenn die Wechseljahre beginnen, verändert sich der Hormonhaushalt und geliebte und vertraute Lebensentwürfe geraten ins Wanken. Die weiblichen Hormone nehmen sich zurück und die männlichen bekommen mehr Energie. Das verunsichert Frauen oft sehr. Sie leiden unter Schuldgefühlen bis hin zu Depressionen. Andere erkennen ihre Chancen sogleich und starten durch.

Verunsicherte Frauen glauben, dass etwas an ihnen falsch ist, wenn sie plötzlich bemerken, dass da noch ein anderes Leben in ihnen schlummert, abseits vom Bemuttern und Umsorgen, … sich für alles verantwortlich zu fühlen … ich mach‘ schon, ich schaff das schon, alles kein Problem…  Andererseits erlauben sie sich gar nicht erst, diese neuen Gedanken und Gefühle überhaupt zuzulassen, trauen sich oftmals nicht, über ihre Aufbruchsstimmung, ihre „neuen“ Gedanken und Gefühle zu sprechen. Manche sind auch wütend, weil ihr gewohntes Lebenskonzept ins Wanken gerät. Wenn die Frauen aber die Zusammenhänge kennen, können sie ganz bewusst diese Gefühle aufnehmen. Sie können annehmen, dass sie da sind, und der neuen Zeit mit offenem Herzen und offenem Geist entgegengehen. Ihre Chance ergreifen und mutig und mit einem neuen Bewusstsein ihr Leben nach ihren (neuen) Bedürfnissen gestalten.

All diese Veränderungen laufen in den meisten Fällen langsam und behutsam ab, sodass die Frauen sich gut in ihre neue Situation einfinden können. Ja nach Erziehung, Glaubenssätzen, Lebensstil und Verdrängung von Signalen (Symptomen) kann es jedoch auch zu sehr heftigen Verläufen kommen. Hier sehe ich meine Rolle als Wechseljahre-Beraterin, getreu dem Motto:

„Was du zu verstehen gelernt hast, musst du nicht mehr fürchten.“

In welcher Rolle siehst du dich als Wechseljahre-Beraterin?

Gut informiert zu sein schafft Selbst-Bewusst-Sein und macht uns freier in unseren Entscheidungen. Daher ist die Aufklärung über die Kraft der Hormone ein wichtiger Aspekt in meiner Beratung. Die lösungsorientierte Gesprächsführung ermöglicht den Frauen, sich ihrer Situation bewusster zu werden und ihre individuelle Lösung zu entdecken. Weg vom „medizinischen Problem Menopause“ hin zur persönlichen Weiterentwicklung. Natürlich gehören auch die Unterstützungsmöglichkeiten bei körperlichen Beschwerden dazu. Die Information über die Möglichkeiten der Hormon-Selbsthilfe und eine gute Mikronährstoffversorgung gehören ebenso dazu, wie Entspannungsübungen oder Ausdauersport.

Wie sieht die Weiterbildung zur Wechseljahre-Beraterin genau aus? Welche Qualifikationen bringen Wechseljahre-Beraterinnen in ihre Arbeit ein?

Grundsätzlich hat jede Frau die Möglichkeit, sich zur Wechseljahre-Beraterin weiterbilden zu lassen. Medizinische Vorkenntnisse sind sehr von Vorteil, aber kein Muss. Sie sollte aber mindestens 40+, besser 45+, und schon selbst im Wechsel sein.

Die Ausbildung zur Wechseljahre-Beraterin hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. 2008 konnte ich noch von der Fortbildungsmöglichkeit im AWELA Institut in Düsseldorf profitieren. Diese praxisorientierte, sehr persönliche Weiterbildung in der Gruppe, geleitet von einer wunderbaren Mentorin, ihrerseits Ärztin für Naturmedizin und Psychosynthese, hat mir die Kraft der Wechseljahre erst bewusst gemacht. Inspiriert und fasziniert durch diese tiefgreifenden Erfahrungen während dieser Ausbildung habe ich die Notwendigkeit der Information für ALLE Frauen erkannt und mich mit meinem Fachwissen, den eigenen Erfahrungen und persönlichen Erkenntnissen als Wechseljahre-Beraterin selbständig gemacht.

Meines Wissens wird die Weiterbildung zur Wechseljahre-Beraterin heute an einem Institut für Fernlehrgänge angeboten.

Inwiefern ist dein Fachwissen als Fach-Schwester für Anästhesie- und Intensivmedizin für deine Beratung nützlich?

Meine medizinische Ausbildung war mir besonders im Zusammenhang mit der Physiologie des weiblichen Körpers und der Abläufe während des Wechsels nützlich und kommt mir jetzt auch in der Präventionsarbeit zugute, da ich weiß, wie empfindsam unser Körper ist und wie wichtig und gleichzeitig einfach es sein kann, ihn gut zu unterstützen. Prävention statt Medikation ist ein so wichtiger Ansatz, der noch viel zu wenig beachtet wird. Als Fachschwester für Intensivmedizin weiß ich sehr gut, wie wichtig Vorbeugung ist.

Mit welchen konkreten Anliegen kommen die Frauen zu dir und welche Unterstützung kannst du leisten?

Die Anliegen der Frauen sind sehr unterschiedlich. Es geht von starken körperlichen Beschwerden wie Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Gelenkschmerzen, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit über Erschöpfung und Angstzustände bis hin zu Beziehungsproblemen oder Zukunftsgestaltung, unbearbeitete Elternkonflikte oder Neuorientierung am Arbeitsplatz. Das Thema „Pubertät trifft Wechseljahre“ ist auch nicht zu unterschätzen, da die Kinder gleichzeitig mit ihrem Müttern in den „Wechseljahren“ sind.

Du bietest auch Gespräche via Skype und Face-Time an. Wie intensiv kann man sich von dir auf diesem Weg beraten lassen?

Ich muss sagen, dass bisher noch keine Frau diese Möglichkeit für sich genutzt hat. Die telefonische Beratung hingegen wird sehr gerne genutzt. Sie kommt bei den Frauen gut an und die Rückmeldungen sind sehr positiv. Vielleicht liegt das Geheimnis auch in der relativen Anonymität.

Nun eine Frage zur Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft für Beratung in den Wechseljahren (BAG): Wie sieht die Zusammenarbeit der Wechseljahres-Beraterinnen genau aus? Womit werdet ihr euch zum Beispiel beim nächsten Treffen beschäftigen?

Da wir Wechseljahre-Beraterinnen ja alle „Einzelkämpferinnen“ sind, hatten vor einigen Jahren fünf Frauen die Idee, eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen. Sie soll der Vernetzung, dem fachlichen Austausch, der gegenseitigen Weiterbildung und Stärkung dienen. Die BAG hat sich zur Aufgabe gemacht, ergänzend zur Schulmedizin, interessierte Frauen unabhängig von der Pharmalobby zu beraten und Alternativen zur Hormonersatztherapie aufzuzeigen. Wir bieten den Frauen Raum für Austausch, Orientierung, Stärkung und Gesundheitsprävention. Daher werden in jedem Jahr neue Erkenntnisse diskutiert und ausgetauscht.

2020 treffen wir uns in Göttingen. Wichtige Themen werden unter anderem unsere Öffentlichkeitsarbeit sein, neue Mitfrauen zu rekrutieren und somit unser Angebot flächendenkend auszubauen und die Wahrnehmung der Wechseljahre-Beratung in der Gesellschaft zu erhöhen.

Du bietest auch Vorträge und Workshops an. Zu welchen Themen genau?

Vorträge biete ich nur noch als „Impulsvorträge“ von maximal zwei Stunden oder als „Mädels-Abend“ für Frauengruppen /Freundinnenkreise an. Hier möchte ich über die großen Möglichkeiten der Hormonumstellung aufmerksam und Appetit auf das Leben 50+ machen. Dazu gehört neben der persönlichen Weiterentwicklung auch, die Bedürfnisse des Herzens und des Körpers wahrzunehmen und zu unterstützen.

In den Tages-Workshops geht es um vertiefende Informationen zum Thema Hormonhaushalt und um die Aufgaben von Körper, Geist und Seele. In Gruppen- oder auch Partnerübungen werden dann einzelne Aspekte ausgebreitet, wie zum Beispiel eigene Lebenswünsche neu zu entdecken und umzusetzen.

Welches Event steht in nächster Zeit an?

Da ich mich auf die individuelle Einzelberatung spezialisiert habe, finden Inhouse-
Veranstaltungen nur auf Anfrage statt, diese werden nicht auf meiner Homepageveröffentlicht. Am 9. November biete ich meinen jährlichen Tages-Workshop in Gummersbach an. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „FRAUENzimmer“. In diesem Workshop geht es darum, eine neue Sichtweise auf die hormonelle Umstellungsphase zu bekommen. Die negativ empfundenen Symptome werden in ein positives Licht gerückt. Dadurch kann sich der Fokus auf die großen Möglichkeiten dieser Lebensphase richten. Nach diesem „Tagesausflug durch das persönliche FRAUENzimmer“ können die Teilnehmerinnen dem Veränderungsprozess wohlwollend, freudig und zuversichtlich begegnen.

Das klingt ja spannend. Kann man dich auch außerhalb des Bergischen Landes buchen?

Aber ja. Da ich auch überregional tätig bin, ist alles eine Frage der Organisation und der Beteiligung an den Reisekosten. Mir ist es ein großes Anliegen, dass Frauen in den Wechseljahren wissen, wie und wo sie Unterstützung bekommen können.


🤗 Vielen Dank, liebe Ellen, für deine inspirierenden Ausführungen! Vielleicht organisiere ich mal im privaten Kreis einen Chance-to-Change-Frauenabend. Ich könnte mir das sehr gut vorstellen. Ihr auch? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Ich freue mich über deinen Kommentar!

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