Werden Frauen ab 50 unsichtbar? Auf der Straße, im Job, in der Gesellschaft überhaupt?Über diese Frage lässt es sich lange diskutieren. Je öfter ich darüber nachdenke, desto mehr Situationen fallen mir ein, in denen ich mich tatsächlich unsichtbar fühlte, nicht wahrgenommen. Aber geht das nicht jedem im Laufe seines Lebens das eine oder andere Mal so? Oder verstärkt sich dieses Gefühl tatsächlich ab der fünften Lebensdekade? Und wenn dem so ist: Was machen wir daraus?
Der Dreh mit Frau tv
Fragen wie diese turnten in meinem Kopf herum, nachdem die Autorin Susanne Böhm von Frau tv Kontakt zu mir aufgenommen hatte. Sie war auf meinen Blog aufmerksam geworden und fragte an, ob ich Lust hätte, in einem Beitrag zum Thema „Die unsichtbare Frau“ mitzuwirken. Klar hatte ich das! Nach meiner Zusage ging dann alles sehr schnell. Zunächst telefonierten wir recht lange und unterhielten uns über das Thema der Sendung. Susanne wollte alles wissen: Meine Meinung zum Thema Frauen ab 50 in der Werbung, welche Rolle körperliche Attraktivität spielt, wie ich mich als Best Agerin wahrnehme und ob es da einen Unterschied gibt zu den 40ern.
Eine Woche später trafen wir uns zum Dreh. Das war echt spannend, sag ich euch! Natürlich war ich aufgeregt und fragte mich Dinge wie: Was ziehe ich an? Soll ich mich stärker schminken als sonst? Werde ich meine Gedanken klar herausbringen können? Was habe ich überhaupt zu sagen? Ein erneutes Telefonat mit Susanne brachte ein bisschen Entspannung: „Komm einfach so, wie du bist“, waren ihre Worte „und dann reden wir ganz locker über das Thema, so wie neulich am Telefon.“
Als ich dann am Drehort ankam, legte sich meine Aufregung, denn Susanne war klasse: Ihre sympathische Natürlichkeit ging auf mich über (na ja, zum größten Teil…) und ich fühlte mich wohl: Keiner, der mir noch mal eben mein Gesicht schminken wollte. Niemand, der mir vorgab, was ich sagen und wohin ich dabei schauen sollte. Wir drehten zunächst in einem tollen Second-Hand-Laden in Köln (ANZIEHEND anders) danach folgte ein langes Interview in privater Umgebung. Mit Tee und Gebäck, eher lässig als umtriebig. Und schon gar nicht künstlich gestylt. Und so konnte ich ganz „ich“ sein. Dafür bin ich dem ganzen Dreh-Team von Frau tv sehr dankbar!
Ein Zitat bei Facebook
Und dann, eine Woche später bereits, stand die Ausstrahlung des Beitrags bevor. Ich war so gespannt! Welche Szenen, welche Aussagen waren wohl aus dem mehrstündigen Dreh herausgepickt worden? Ein Blick auf die Facebook-Seite von Frau tv an diesem Tag verriet mir, dass das Thema den Fans und Followern gefiel und sie inspirierte: Es gab jede Menge Interaktionen auf das im Vorfeld der Sendung veröffentlichte Zitat von mir. Viele Gleichgesinnte, die sich gar nicht unsichtbar fühlen, meldeten sich zu Wort. Das hat mich sehr gefreut!
Das eigentliche „Event“, die Ausstrahlung des Beitrags in den späten Abendstunden, war im Nu vorbei. Ein kurzer Film über eine Expertin (das Statement von Ines Imdahl fand ich übrigens sehr inspirierend) und eine Bloggerin zum Thema Unsichtbarkeit von Frauen in der Lebensmitte. Aber für mich war es insgesamt ein spannendes Erlebnis zu einer Fragestellung, die auch in meinem Offline-Leben interessante Unterhaltungen entfacht hat.
Es geht um Wahrnehmung
Und das bringt mich zurück zum Thema. Abgesehen von der Frage, warum in unserer westlichen Gesellschaft eigentlich die Jugendlichkeit eine so wichtige Rolle spielt, finde ich auch folgende Überlegungen wichtig: In welchen Momenten fühle ich mich eigentlich unsichtbar? Wie möchte ich gerne wahrgenommen werden?
Als äußerlich (immer noch) attraktive Frau? Als aktive Gestalterin? Als kluge Denkerin? Oder als Frau mit vielen, für andere vielleicht nützlichen Erfahrungen? Wahrgenommen werden, das möchte doch auf irgendeine Art jeder Mensch. Ob im privaten Umfeld, im Freundeskreis oder in einem größeren, öffentlichen Rahmen. Egal in welchem Alter. Schließlich leben wir ja alle in Resonanz miteinander. Und wie lautet die Konsequenz? Was ist zu tun, um als Einzelperson oder als Gruppe (der über 50-Jährigen) wahrgenommen zu werden? Für mich selbst habe ich eine Antwort gefunden: Netzwerken! Sich austauschen! Gleichgesinnte suchen! Nur dadurch ist übrigens Frau tv auf mich aufmerksam geworden. Und hat meine Position sichtbar gemacht.
Zeit für Rosen im TV
Ach übrigens, mein Blog ist auch sichtbarer geworden: Der WDR-Beitrag hat spontan 280 Besucher für meine Seite interessiert, Zeit für Rosen verzeichnete direkt nach der Sendung über 1300 Seitenaufrufe und zwölf neue Followerinnen. Und es werden immer mehr! Darüber freue ich mich sehr und das motiviert mich ungemein. Herzlich willkommen! Und ein großes Dankeschön in die Runde!
Falls ihr den Beitrag bei Frau tv verpasst habt: Ihr findet ihn noch ein Jahr lang in der WDR-Mediathek.
Das mit dem unsichtbar werden höre ich immer wieder.Habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Habe auch nicht den Eindruck, dass ich unsichtbar bin! Dabei bin ich fast sechzig und das ist ok. und ich tanze immer noch gern auf Disco Musik, Techno, Soul. Wieso wollen die Menschen alle alt werden aber alt sein will Keiner?
Ich bin schneller müde, muss nicht mehr alles mitmachen oder überhaupt machen, na und?
Liebe Elke, vielen Dank für deinen Kommentar! Du hast ja so Recht! 😀
Vielen Dank, liebe Petra! Ja, „einfach mal aus der 2. Reihe zuschauen“, das kann ganz schön entspannend sein😋. Gefällt mir, die Formulierung!
Dein Kommentar „Unsichtbar sein…“ ist echt klasse!
Jede (r) wird mal übersehen, aber das muss ich mir (geb. 06.03.63) mit 55 Jahren nicht auf die/meine „Fahne“ schreiben. Ich glaube inzwischen sehr an die Macht der Gedanken bzw. positives Denken. Kleines Beispiel: bestes Kaiserinnenwetter und in 2 Städten verkaufsoffener Sonntag. Negativ: wird so voll sein, dass ich keinen Parkplatz bekomme und fahre nicht! Positiv gedacht: eine kleine Parkplatzlücke wird sich für uns bestimmt „finden“; hat schon öfter funktioniert 🙂
Ich mag es nicht über „Optik“ bewertet zu werden und manchmal finde ich es schön einfach mal aus der 2. Reihe zu schauen 🙂 und sich nicht einbringen zu „müssen“ bzw. mir nichts mehr beweisen zu müssen.
In diesem Sinne allen eine schöne Zeit wünsche, lg vom Niederrhein Petra