Miteinander

Freude, welche Freude

Singen im Chor hat Gänsehautpotenzial

Da stehe ich also auf dieser Bühne. Hinter mir formen zwei silberfarbene Heliumballons eine 25. Vor mir blicken etwa 200 Augenpaare erwartungsvoll in meine Richtung. Zum Glück bin ich nicht allein. Links und rechts neben mir, festlich gekleidet, meine Chorschwestern und -brüder. Gleich geht es los, der erste Ton erklingt. Das erste Wort, das wir in den Saal schicken, ist „FREUDE“. FREUDE mit Aufregung in der Kehle klingt vielleicht nicht ganz so überschwänglich, wie es sollte. Aber es ist tatsächlich genau so gemeint, denn das Singen macht uns allen Freude – und zwar sehr große!

Gemeinsam Musik machen

25 Jahre ist der Chor jetzt alt. Im Sopran singt noch ein Gründungsmitglied, aber es sind doch einige, Mitsängerinnen und Sänger, die seit zehn oder sogar seit 20 Jahren gemeinsam Musik machen. Beeindruckend, wie ich finde. Denn jetzt, wo ich weiß, wie viel Ausdauer und Geduld auch manches Mal gefordert ist, wenn man im Chor singt, habe ich vor einer solchen jahrelangen Chor-Zugehörigkeit eine Menge Respekt. Aber das ist es natürlich auch, was ein Singen in Gemeinschaft ausmacht: Dazugehörigkeit, gemeinsame Erlebnisse bei oder vor den Proben, auf der Bühne, gemeinsames Lampenfieber, kollektive Gänsehaut bei Songs, die uns bewegen. Wir singen Klassik, wir singen Pop. Wir singen auf Deutsch, Englisch, Französisch, Schwedisch oder in einer afrikanischen Sprache. Auch wenn die Aussprache verrät, dass wir Deutsch-Muttersprachler sind, formen andere Sprachen doch Laute und Klänge, die ihre Wirkung nicht verfehlen.

Zeit für den Aufbruch

Unser Chor heißt „Aufbruch“ – der Name allein hat mich schon bewegt, als ich vor zwei Jahren dazugestoßen bin. Er passte damals so gut zu meinem Lebensgefühl! Dazu gehörte auch, etwas Neues ausprobieren zu wollen, neue Menschen kennen zu lernen, neue Hobbies zu pflegen, Körper und Geist etwas Gutes zu tun. Denn das ist ja unumstritten: Musik, Töne, Vibrationen wirken sich auf Körper aus. Klangwellen werden übertragen, erzeugen Schwingungen. Das bringt nicht nur gute Laune, sondern auch körperliche Entspannung. Als meine Yoga-Lehrerin mir deshalb zum Singen riet, zögerte ich nicht lange und setzte kurzerhand in die Tat um, was ich schon immer mal vorhatte: in eine Chorprobe hineinzuschnuppern. Es gefiel mir und ich blieb. Zwar dauerte es etwas, bis ich mich im Alt zurechtfand, aber es hat sich gelohnt!

Hochachtung, Rührung, Genuss

Denn ich habe es nie bereut – im Gegenteil: Dieses Singen im Chor hat mein Leben tatsächlich sehr bereichert. Das Üben in verschiedenen Stimmlagen, das gemeinsame  „Erarbeiten“ von schwierigen Passagen, Takt für Takt, und das gemeinschaftliche Staunen über das vierstimmige Ergebnis, die Rührung, die Hochachtung vor musikalischen Kompositionen und vor der Leistung unserer Chorleiterin und der Solisten. All das möchte ich nicht mehr missen. Zugegeben: eine „Rampensau“ werde ich in diesem Leben nicht mehr werden. Aber immerhin hat das Betreten einer Bühne für mich seinen Schrecken verloren. Lampenfieber, ja, das bleibt. Natürlich möchte ich auch, dass das Publikum unser Programm genießt. Aber eins steht fest: Oben auf der Bühne, beim Vortragen unseres Programms, denke ich: Wie schön ist es, hier und jetzt miteinander zu singen! Unsere Klänge zu genießen, die unterschiedlichen Stimmen, die sich mal hervortun und dann wieder ineinanderfließen. In einen voluminösen Klang, mit Emotion, die uns Sängerinnen und Sänger selbst bewegt, und die überspringt! Das jedenfalls sehen wir  unserem Publikum an. Große FREUDE – auf beiden Seiten. Das ist es , was Chor und Publikum nach Hause tragen. Und was mich noch lange danach bewegt.

Ich freue mich über deinen Kommentar!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.