Entdeckungen

Heilpflanzen und ihre Kräfte

Im Frühjahr durch Gärten und Wälder streifen, die bunte Blütenpracht und das saftige, helle Grün genießen, das bringt Ruhe, Kraft und gute Laune. So schlendere ich momentan gerne barfuß durch unseren Garten, verzückt von den neuen, frischen Grashalmen, die so weich meine Füße streifen. Ja, ich muss gestehen, ich habe unsere Wiese bearbeitet. Habe sie von Unmengen an Moos und Unkraut befreit, und auch von unzähligen Löwenzahn-Exemplaren und Gänseblümchen. Weil sie den Grashalmen so viel Platz raubten und das Grün kaum noch zu sehen war. Dann habe ich an einer Führung durch den Heilpflanzengarten am Schloss Türnich teilgenommen und einiges gelernt.

Der Heilpflanzengarten in Kerpen

Ich dachte immer, ich hätte einen Blick für die Wunder der Natur, aber in diesem kleinen, rund angelegten Garten wurde mir bewusst, dass unsere heimische Flora durch ihre Blütenpracht nicht nur für eine schöne Optik sorgt. Ich habe gelernt, dass einzelne Pflanzen zur Heilung eingesetzt werden, weil ihre Wirkung ihrem Wesen entspricht. Heilpflanzen und ihr Wesen, das war nämlich das Thema der beeindruckenden kleinen Schulung. Dass Pflanzen wegen ihres Wesens und nicht allein wegen ihrer Inhaltsstoffe zu Heilungszwecken eingesetzt werden, das war mir neu.

Was genau das Wesen von einzelnen Pflanzengattungen ist, wurde durch kleine Anekdoten schnell deutlich: Bereits kurz nach Anlegen des kleinen Gartens, so erläuterte uns die kundige Heilpraktikerin, war zu sehen, dass einige Pflanzen an dem ihnen zugewiesenen Platz nicht recht wachsen wollten. Vielmehr ließen sie sich im Laufe der Zeit an völlig neuen Plätzen nieder, was die Gärtner auch mit ihrem Wesen erklärten.

So zum Beispiel fand sich die Kamille zwischen zwei Geschöpfen wieder, die durch ihr einnehmendes Wesen miteinander konkurrierten. Die Kamille, für ihre beruhigende, ausgleichende Wirkung ja auch jedem Laien bekannt, scheint hier als eine Art „Streitschlichter“ zu fungieren. Hingegen sucht sich der „Stinkende Storchschnabel“, so habe ich gelernt, Plätze, die verunreinigt sind. Er wächst zum Beispiel häufig an Stellen, wo Hunde sich erleichtern. Seine Heilkraft liegt in der Reinigung, weshalb er in der Heilkunde zur Entgiftung und zur Anregung des Lymphflusses eingesetzt wird.

Pflanzen und ihr Wesen

Diese faszinierenden Erkenntnisse haben mich zum Nachlesen inspiriert. Zuhause angekommen las ich über den Löwenzahn, dass er zu den anpassungsfähigsten und vitalsten Pflanzen gehört. Seine Heilkraft liegt darin, körperliche Stauungen, die sich oft bei Anpassungsstörungen in der Leber niederschlagen, zu lösen und neue Lebenskraft zu schenken. Das Gänseblümchen, auch Maßliebchen genannt, steht für Reinheit und Maßhalten. Es dämpft körperliche und seelische Verletzungen. Ebenso wie die Sommerpflanze Johanniskraut, die „das Licht einfängt“ und bekanntermaßen stimmungsaufhellend wirkt. Uns allen bekannt ist auch der Einsatz von Echinacea,  dem Sonnenhut, zur Immunabwehr. Aber wusstet ihr, dass sie in der Heilkunde auch zum Schutz einer überlasteten Psyche eingesetzt wird?

Über Weißdorn, von vielen erfolgreich als Mittel bei Kreislaufbeschwerden eingesetzt, las ich, dass er neue Lebensimpulse vermittelt. Weil er das Herz stärkt und damit auch das Vertrauen darin, dass das Leben aus Stauung und Entstauung besteht, analog zum Rhythmus des Herzschlages. Dass es Verzögerungsmomente und Stillstände im Leben gibt, die aber Voraussetzung sind für das Entstehen neuer Impulse. OK, jetzt wird es vielleicht etwas esoterisch. Aber mir gefällt irgendwie die Vorstellung, dass hinter den für mich unbestreitbaren Heilkräften der Natur auch pflanzliche Wesenszüge stehen. Warum denn auch nicht?

Jedenfalls sehe ich jetzt die vereinzelt in unserem Garten verbliebenen „unkräuter“ mit ganz anderen Augen. Und beim Umherschweifen in Garten und Wald denke ich oft an den Satz des Künstlers Alfred Bast:

„Die Natur hält Ausschau nach Augen, die sie sehen.“

Seine Ausstellung „Von Kräften, die heilen“ im Schloss Türnich ist übrigens noch bis  Mitte Oktober 2018 zu sehen.

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