Neulich entdeckte ich im App-Store eine neue Anwendung: nebenan.de, eine Nachbarschafts-Plattform. Neugierig auf ihre Funktion habe ich sie sofort heruntergeladen und ausprobiert. Sie beruht auf einem einfachen Prinzip: anmelden, Adresse verifizieren lassen, Kontakte knüpfen. Ich staunte, wie viele Nachbarn in näherer und weiterer Umgebung bereits registriert waren. Und – besonders charmant – viele geben an, wie sie das nachbarschaftliche Zusammenleben bereichern möchten: durch das Verleihen von Gartengeräten zum Beispiel oder das Blumengießen in der Urlaubszeit. Beliebt ist auch die Suche nach gemeinsamer Freizeitgestaltung wie Joggen oder Spazierengehen in lokaler Umgebung.
Nebenan.de – Plattform für unterstützendes Zusammenleben
Diese App war mir sofort sympathisch! Bereits seit einiger Zeit versuchen mein Mann und ich, die Nachbarschaft mehr in unsere privaten Festivitäten einzubeziehen. Wir wohnen in einem städtischen Randgebiet mit Dorfcharakter und finden, das kleine Schwätzchen von Tür zu Tür und die gegenseitige Hilfeleistung sollten viel mehr kultiviert werden. Und gemeinsame Events, wie zum Beispiel Straßenfeste und Dorf-Flohmärkte, auch. Natürlich ist jede Privatsphäre, wie weit sie auch gefasst ist, zu respektieren und nicht jeder sucht näheren Kontakt. Aber vielleicht gibt es ein paar Häuser oder Straßen weiter jemanden, der Anschluss sucht.
Es gibt ihn und sie! Das weiß ich spätestens seit Gründung einer Stammtisch-Gruppe in dieser App. Meine Idee: Regelmäßige monatliche Treffen in unserer neu eröffneten Dorfkneipe (Ja, es gibt sie noch!) stärken nicht nur den Zusammenhalt der Dorfbewohner, sondern unterstützen auch den jungen Wirt. Gedacht, getan: Ich bediente die Funktion „Gruppe“ auf der Nebenan-Plattform, setzte einen Termin fest und sprach mit dem Wirt der Gaststätte. In nur wenigen Tagen meldeten sich einige – mir völlig unbekannte – Nachbarn aus der nahen und etwas weiteren Umgebung als Gruppenmitglieder an und bedankten sich für meine Initiative.
Austausch über Tante-Emma-Läden und Foodsharing
Einen Tag vor dem Termin habe ich noch einmal per Veranstaltungsfunktion an unser erstes Treffen erinnert und dann war es schließlich so weit. Ein bisschen gespannt war ich ja kurz vorher schon: Wie wird das Zusammentreffen von vielleicht grundverschiedenen Menschen verlaufen? Angespannt und schleppend? Oder anregend und lebendig? Ich sag euch was: Es war ein total geselliger und lustiger Abend! Ein Duzend Nachbarn aus der nahen und weiteren Umgebung fanden an einem langen Tisch Platz. Manche kannten sich, viele aber hatten sich noch nie gesehen. Kaum waren die ersten Getränke bestellt, standen die Münder nicht still. Da wurde über alte Zeiten im Dorf sinniert, als es noch den Tante-Emma-Laden um die Ecke gab. Und den Bäcker, der die Brötchen bis vor die Haustür brachte. Man erfuhr aber auch viel über Haupt- und Nebenjobs, interessante Hobbies und engagierte Ehrenämter. So kam zum Beispiel auch das Thema Foodsharing auf: Es wurde lebhaft darüber diskutiert, ob eine Initiative zur Bewahrung von Lebensmitteln vor der Mülltonne in unserem Viertel realisierbar wäre.
Geselliges Beisammensein mit digitaler Hilfe
Es war ein wirklich gelungener Abend, so die einhellige Meinung. Und es war schön zu sehen, wie aus Fremden langsam Nachbarn werden. Mit digitaler Hilfe, denn dazu hat diese kleine Online-Plattform beigetragen. Nebenan.de ist Deutschlands einziges TÜV-zertifiziertes Nachbarschafts-netzwerk. Seine Entwickler brachten ihre Kenntnisse und Erfahrungen aus sozialer Arbeit und Start-up-Unternehmen mit einer Vision zusammen: eine lokale, engagierte Antwort zu bieten auf die zunehmende Anonymisierung der Gesellschaft. Damit das Zusammenleben wieder lebendiger wird und mehr Qualität erhält. Finanziell unterstützt werden die Gründer der Plattform, Christian Vollmann und Till Behnke, seit 2016 durch den Medienkonzern Burda, der auch die Aktienmehrheit am Karrierenetzwerk XING hält. Die Idee der findigen Entwickler scheint aufzugehen, jedenfalls in unserer Nachbarschaft.
Nun bin ich gespannt, wie sich das nachbarschaftliche Zusammenleben entwickeln wird. Jedenfalls wollen wir uns jetzt regelmäßig treffen, die Runde offen halten für weitere Nachbarn oder andere gemeinsame Aktivitäten. Vielleicht wird beim nächsten Mal ein Spieleabend daraus, mal sehen. Ich kann diese digitale Hilfe jedenfalls sehr empfehlen! Probiert es doch selbst einmal aus: Einfach die Nebenan-Webseite aufrufen oder App herunterladen, anmelden und eure Nachbarn per E-Mail zur digitalen Vernetzung einladen. Oder dazu den vorformulierten Handzettel ausdrucken und in die Briefkästen verteilen. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen ihr mit der App macht!
Ein Gedanke zu „Nachbarschaft im digitalen Zeitalter“