Miteinander

Sei Zukunft!

Ein Leuchtturmprojekt

Ein „Vorgebirgsdorf“ im Rheinland, zwischen Köln und Bonn, ca. 5.500 Einwohner. Hier wohnen Geschäftsleute, Hochschuldozentinnen und -dozenten, Kreative, Einheimische und Zugewanderte, alte und junge Menschen. Die Rede ist von Merten, einem Stadtteil von Bornheim. Hier liegt der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll begraben. Aber um die Vergangenheit geht es hier nicht, im Gegenteil! Denn in diesem kleinen Ort gibt es ein, wie ich finde, außergewöhnliches und ganz großartiges Projekt: Ort des Geschehens ist ein ehemaliges Kloster aus dem 19. Jahrhundert, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Krankenhaus diente – bis 2014.

In den Mauern des alten Klosters

Vor vier Jahren wurde das Krankenhaus geschlossen und der Träger, die gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH, beschloss aus dem Kloster einen Ort des lebendigen Zusammenlebens aller Generationen zu machen. Neben dem Klostergebäude entstand ein Seniorenzentrum und eine Servicewohnanlage. In den Mauern des alten Klosters befinden sich heute ein Kindergarten, ein Mutter-Kind-Haus, eine Gruppe für unbegleitete, minderjährige Geflüchtete und ein Gemeinschaftswohnprojekt. Hier wohnen 60- bis 75-Jährige in 11 Wohnungen Tür an Tür, können ihren Alltag aber in einem großen Gemeinschaftsraum mit Küche teilen.

Soziales Miteinander erwünscht

Im GFO Klostergarten, so der Name des Standortprojektes, sind also Einrichtungen der Kinder-, Jugend und Altenhilfe entstanden. Hier leben Menschen unterschiedlichen Alters nah beieinander, werden begleitet und betreut. Aber das ist nicht alles: Das Miteinander wird noch viel ausdrücklicher gelebt. Hier sind Begegnungen nicht zufällig, sondern erwünscht. Davon zeugen nicht nur gemeinsame Feste, sondern auch ein offenes Atelier und ein großes Begegnungscafé. Im sogenannten „KulTür“ ist viel Platz für gemeinsames Singen, Musizieren, Klönen oder Theaterspielen. Eine große offene Küche ermöglicht das gemeinsame Kochen und das Einladen zu einer großen Tafel.

Eigeninitiative und Mitwirkung

Und um die Offenheit dieses Standortangebotes noch präsenter zu machen, richtete die GFO ein professionelles Quartiersmanagement ein. Die Mitarbeiter machen es sich zur Aufgabe, verschiedene Gruppen miteinander zu vernetzen – auch über den Standort hinaus. So wurde vor einem Jahr das ganze Dorf dazu eingeladen, sich mit Ideen und Wünschen in die weitere Planung der sozialen und kulturellen Angebote einzubringen. Damit wurde klar: Der GFO Klostergarten bietet nicht nur viele Begegnungs- sondern auch Mitwirkungsmöglichkeiten. Zu dieser Zukunftswerkstatt  kamen Vertreter verschiedener Vereine, der Kirche, der Politik und Mertener Bürger um gemeinsam Probleme zu identifizieren und erste Ideen zu sammeln.

Erste Angebote

Mittlerweile hat der GFO Klostergarten zum zweiten Mal zu einer Dorfversammlung eingeladen. Dort stellten die engagierten Freiwilligen erste Ergebnisse und Angebote vor – darunter ein Theaterprojekt,   eine Info-Homepage zu Angeboten und Veranstaltungen in Merten, ein Apfel-Workshop (passend zum regionalen Obstanbau), ein Picknick im Park. Ein großes Thema bei diesem zweiten Treffen war die Bürgerbeteiligung als wichtiger Baustein der Quartiersarbeit. So erfuhr ich zum Beispiel von der Aktion „Auf Rädern zum Essen“, mit der Ehrenamtler alten und kranken Menschen Begegnungen beim gemeinsamen Speisen ermöglichen möchten. Ebenso aus der Taufe gehoben werden soll eine sogenannte „Kreativtour“ – eine Spaziertour durch den Ort. Sie führt zu allen Mitbewohnern des Dorfes, die mehr oder weniger im Verborgenen Malerei, Schmuckdesign, Keramik oder Glaskunst herstellen.

Raum für Erfahrungsschätze 

Das GFO Quartiersmanagement hat erkannt: Es gibt so viele Erfahrungsschätze an diesem Ort, so viele Expertinnen und Experten für verschiedenste Bereiche. Und weil das Miteinander vom Engagement jedes Einzelnen lebt, werden alle Be- und Anwohner dazu eingeladen, selbst Angebote zu machen. „Unsere Räume stehen bereit, sie dürfen gerne genutzt werden!“, so lud die Quartiersmanagerin Nora Beißel zur Eigeninitiative ein und verriet das Motto, unter dem das bürgerschaftliche Engagement dieses Jahr stehen soll:

Halte dich bereit, sei Zukunft!

Viele Teilnehmer der zweiten Dorfversammlung fühlten sich spontan angesprochen. Da gab es einen Familienvater, der viele Jahre im Ausland lebte und verschiedene Sprachen spricht. Er wünschte sich Begegnungen in Fremdsprachen. Ein Geschäftsmann bot an, mit Jugendlichen Vorstellungsgespräche zu üben, ein anderer Dorfbewohner könnte sich vorstellen, eine Kochgruppe zu gründen. Die Gespräche an den verschiedenen Thementischen der Dorfversammlung waren rege und vielfältig. Es ging um Weitergabe von Erfahrungen ebenso wie um persönliche Weiterentwicklung, auch im Alter. Ich war begeistert!

Was für ein Schatz, direkt in meiner Nähe! Ich bin durch meine Recherche zum Thema Wohnen 50plus auf den GFO Klostergarten in Merten gestoßen. Nun atme ich auch die Luft des Neuanfangs, bin ein kleiner Teil der quirligen Ideenschmiede, des kreativen Miteinanders: Ich werde mich demnächst einbringen in das Gruppen-Angebot zum Thema „Autobiografisches Schreiben“, und vielleicht die Eine oder den Anderen mit meiner Schreib-Begeisterung anstecken können. Mal sehen, in welche Richtung dieses Projekt läuft. Es gibt bereits viele Ideen, aber es bleibt trotzdem alles offen. Ich bin sehr gespannt und freue mich darauf. Und ich werde euch davon berichten!

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GFO Klostergarten Merten Richtungweisend!

2 Gedanken zu „Sei Zukunft!“

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