Miteinander

Zuckerberg und die Algorithmen

Mark Zuckerberg irritiert uns dieser Tage mit seiner Ankündigung, den Facebook-Algorithmus zu ändern. Professionelle Posts von Medien und Marken, die das reichweitenstärkste Social-Media-Unternehmen in den letzten Jahren überflutet haben, sollen damit aus den Newsfeeds weitestgehend herausgehalten oder zumindest schlechter gerankt werden.  Sein Ziel: Den Fokus wieder auf die private Konversation und Interaktion zu lenken. Der neue Algorithmus soll dafür sorgen, dass Facebook zurückfindet zu seiner ursprünglichen Rolle, nämlich Freunde untereinander zu vernetzen und Diskussionen anzuregen.  Dies, so Zuckerberg, trage zum Wohlergehen der Facebook-Community bei, um das er sich sorge.

Sorge um das soziale Wohl? Warum nehme ich das dem Social-Media-Giganten nicht ab? Stecken nicht vielmehr wirtschaftliche Interessen dahinter? Schließlich werden jetzt die Unternehmen, die auf Social Media setzen, neue Wege finden müssen um Aufmerksamkeit zu erzielen. Letzten Endes forciert Zuckerberg damit den Weg Richtung bezahlter Werbung. Gleichzeitig versucht er, abtrünnige User wieder einzufangen. Denn nicht erst seit den Diskussionen um die russischen Manipulationsversuche im US-Wahlkampf haben sich zahlreiche Social-Media-Nutzer distanziert und umorientiert. Schon seit einiger Zeit setzen vor allem die jüngeren Generationen immer mehr auf die Video-und Story-Formate bei Youtube und Instagram.

Ein Hoch auf die Community

Da haben wir’s: Immer wieder werden Trends damit belegt, wohin es die jüngeren Generationen treibt. Dabei wird schlichtweg vergessen, welches Potential wir, die Babyboomer-Generation, mitbringen. Sicherlich sind viele von uns (noch) nicht Social-Media-affin, aber laut Statistiken steigt die Präsenz der Ü50-Generationen im Netz sehr schnell an: Gemäß dem Social-Media-Atlas 2017 nutzen über 50 Prozent der 50- bis 59-Jährigen sowohl Youtube (an erster Stelle!) als auch Facebook. Und vielleicht werden es noch mehr, wenn der neue Facebook-Algorithmus uns demnächst vor zu vielen bunten Bildern und indirekten Werbebotschaften bewahrt und eher wieder den Diskurs der Community in den Vordergrund stellt. Denn darum geht es Zuckerberg (angeblich) vor allem: den reinen Konsum von Fotos und Filmchen hinten anzustellen (denn dafür gibt es ja den Zuckerberg-Kanal Instagram) und den aktiven sozialen Austausch zu fördern. Interaktion statt Konsum – wäre das nicht in unserem Sinne?

Facebook-Strategie verursacht Irritation

Was mir besonders gut gefällt an der aktuellen Zuckerberg-Äußerung ist die Irritation, die sie mit sich bringt: „Wie, was, es wird etwas geändert? Was erwartet uns? Dann müssen wir auch etwas ändern?“ Hier zeigt sich, wie lebendig das Social Network tatsächlich ist: Das Nutzerverhalten lässt sich nicht recht voraussagen und die Marketingstrategen müssen erkennen: Kein noch so ausgefeiltes Social-Media-Konzept ist für die Ewigkeit. Immer wieder gilt es um- und neu zu denken, sich anzupassen oder abzulehnen. Immer ergeben sich neue Risiken, aber auch interessante Chancen. Das bringt Veränderung eben so mit sich, wie im realen Leben.

Welche Motive auch immer hinter der Ankündigung des neuen Facebook-Algorithmus stehen: ich mag die Welle, die diese Nachricht mit sich zieht. Mal sehen, wo sie uns Facebookianer hintreibt – vielleicht in einen echten Austausch und viel Interaktion zwischen Gleichgesinnten (durchzogen von bezahlten Werbebannern). Oder in ein Fiasko aus geposteten, nach Aufmerksamkeit lechzenden Fake News und Hetzartikeln, die ja bekanntlich sehr ausufernde Diskussionen nach und auf sich ziehen. Vielleicht aber treibt uns die neue Facebook-Strategie auch in die Arme eines anderen Social-Media-Kanals. Da fällt mir ein, eigentlich wollte ich euch heute von meiner neu entdeckten Leidenschaft für’s Pinterest-Pinnen erzählen…

2 Gedanken zu „Zuckerberg und die Algorithmen“

  1. Beschränkter Platz für Firmen bedeutet auch, dass dieser Platz mehr wert ist. Außerdem, wie oben auch erwähnt, je mehr Nutzer, desto mehr sehen die Werbung.

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